Der Pankower Orgelherbst ging fulminant am Mittwoch, den 12. Oktober, zu Ende – was für ein Orgelfest!
Eine volle Kirche, die vielen Besucher, die bei jedem der interessanten Mittwochskonzerte immer zahlreicher wurden, die strahlenden Gesichter der Hörer, die Orgelgespräche bei Wein und Knabbereihen – alle dies erfreut mich als Orgelbauer ungemein. In einigen Konzerten durfte ich diese besondere Pankower Atmosphäre erleben. Die von uns nach Carl August Buchholz gebaute Orgel zieht mit ihrem besonderen Klang ganz offenbar die Menschen an, wie schön.
Berlin ist eine große Stadt, aber in der Stadt gibt es regionale Felder, den örtlichen Kiez, das Dorf, dort wo man wohnt, wo einem die Häuser, die Straßen, die Geschäfte und viele Anwohner bekannt sind. Und eine Kirche gehört ins Dorf und das Dorf in die Kirche. In Alt-Pankow ist es so. Man kennt sich, begrüßt freundlich die Neuankömmlinge, die Mitgebrachten, die Neugierigen, die sich nun zum Orgelherbst den Klängen der neuen Orgel widmen. Soll ja was besonderes sein, die neue altmodisch gebaute Orgel, so wird erzählt.
Und nun strahlt sie – die Orgel – genießt die Zuwendung nicht nur der Organisten, die sich offenbar alle ganz wohl fühlen mit ihr, genießt auch das Interesse der vielen richtigen ZUHÖRER, die aufmerksam der Orgelliteratur von 5 Jahrhunderten lauschen. Ja das kann sie, die Frau Buchholz, mit feinen zarten, im Schwellwerk anschwellenden farbigen Tönen, brausenden Klängen im Hauptwerk und Pedal die verschiedenen oft so unterschiedlichen Musikstücke auf ganz besondere Weise dem Hörer nahe bringen. Es sind „nur“ 27 Musikinstrumente in dem Orgelorchester, welcher der Organist zur Verfügung hat. Er muß für jedes Musikstück auswählen, welche Instrumente (Register) er für dieses oder jenes Stück auswählt. Lässt er es brausen, bis zur Schmerzgrenze Akkorde erbeben, in Klarheit mit einzelnen Register ein verwobenes Klanggeflecht dem aufmerksamen Hörer nahe bringen oder die Klänge im süßlichen Schmerz wie leicht glänzende Goldfäden vom Himmel herab uns Lauschenden in die Ohren legen – all dies konnte man bei dem zweiten Orgelherbst in Alt-Pankow hören.
Alle Mitarbeiter meiner Werkstatt, denen ich nach Konzerten in Pankow diese besondere Atmosphäre in Dresden verbal nahe bringe, freuen sich natürlich, dass unsere Orgel so genutzt, geschätzt, ja geliebt wird. So möge die Orgel weiter in Gottesdiensten und Konzerten klanglich verkünden und ergänzen, was Worte kaum zu sagen vermögen.
Auf den nächsten Orgelherbst, der bereits immer schon im Spätsommer anfängt und die sich färbenden Blätter der Natur musikalisch bis zur Mitte des Oktober begleitet, auf diesen 3. Orgelherbst freue ich mich schon jetzt. Ich hoffe, Ihnen, die sie das hier lesen, geht es ähnlich. Herzliche Grüße
Kristian Wegscheider