Der Orgelbau

»Neben einer Wagner- und einer Amalien-Orgel braucht Berlin eine Buchholz-Orgel in Erinnerung an einen der bedeutendsten Orgelbauer der Stadt.«
Prof. Dr. Andreas Sieling, Domorganist in Berlin

Zum 150. Geburtstag der Stüler-Halle im Jahr 2009 wurde die Alte Pfarrkirche Pankow innen und außen sorgfältig restauriert. Mit einer Orgel im Buchholzschen Stil setzen wir den Schlussstein dieser Restaurierung. 2015 gründete sich in der Gemeinde eine Orgelkommission aus Vertretern des Gemeindekirchenrates, des Fördervereins Freunde der Kirchenmusik Alt-Pankow e.V., dem Orgelsachverständigen der EKBO, der Kirchenmusikerin und der Pfarrerin. Die Gemeindeleitung beschloss 2017 den Orgelneubau und startete ein Auswahlverfahren. Im Mai 2018 fiel die Wahl auf die Dresdner Orgelwerkstatt Kristian Wegscheider.

Weil uns leider keine Teile der ursprünglichen Orgel erhalten blieben, wird sich Kristian Wegscheider bei einem Neubau weitgehend an den bekannten, typischen Instrumenten von Buchholz orientieren, um den besonderen Buchholzklang wieder zum Leben zu erwecken.
Elementar für den Klang ist die Disposition, also die Auswahl und Zusammenstellung der Register. Auch diese ist Buchholz nachempfunden. 27 Register mit einem Hauptwerk und einem Oberwerk als Schwellwerk sowie einem völligen Pedalwerk sind geplant, um den Kirchenraum klanglich zu füllen. Das Äußere, der Prospekt, orientiert sich an vergleichbar großen Buchholz-Orgeln und greift dabei Anregungen des Denkmalschutzes auf.

Die Orgel wird als ein rein mechanisches Instrument ganz in der Bauweise von Carl August Buchholz gebaut. Windladen aus massivem Eichenholz, hängende Tontrakturen mit einarmigen Tastenhebeln, Registertraktur mit Schwertern und Wellen garantieren eine hohe Langlebigkeit. Die Maßverhältnisse und die Bauweise der Orgelpfeifen folgen ganz den besten Vorbildern der erhaltenen Originale. Ziel ist es, den warmen, fülligen und besonders farbigen Klang durch eine künstlerische Intonation wieder nach Pankow zurückzubringen.

25 Register plus 2 Optionen
(Nr. 13 und 27)
2 Manuale

Hauptwerk C–g3
1. Principal 8’
2. Bordun 16’
3. Viola di Gamba 8’
4. Rohrflöte 8’
5. Octav 4’
6. Spitzflöte 4’
7. Quinta 3’
8. Octav 2’
9. Cornett 3 fach ab g°
10. Mixtur 4 fach
11. Trompete 8

Oberwerk C–g3 (als Schwellwerk)
12. Principal 8’
13. Salicional 8’
14. Gedackt 8’
15. Piffaro 8’ ab g°
16. Viola d’amour 4’
17. Flauto traverso 4’
18. Nassat 3’
19. Waldflöte 2’
20. Hautbois 8’

Pedal C–d’ (f’)
Großpedal
21. Violonbass 16’
22. Posaunenbass 16’
Kleinpedal
23. Subbass 16’
24. Principalbass 8’
25. Bassflöte 8’
26. Octav 4’
27. Trompete 8’

Das Geheimnis des Buchholz-Klangs

Wer einmal die Möglichkeit hat, eine Buchholz-Orgel zu hören, wird von der Klangqualität und -fülle beeindruckt sein. Was erzeugt ihren einmaligen Klang? Nicht nur die farbenreiche Disposition ist dafür verantwortlich. Eine hohe technische Baukunst, ausgewählte Materialien und vor allem die harmonische Abstimmung aller baulicher Parameter, die die Winde in die Pfeife führen, bilden die Grundlage des einmaligen Buchholz-Klanges.
Die mechanische Traktur Die Bewegungsübertragung vom Spieler zur Pfeife erfolgt mittels physikalischer Hebelgesetze, über »Abstrakte«, »Stecher«, »Zugstangen« und »Wellenwerke«. Mechanische Trakturen sind äußerst langlebig. Die direkte mechanische Verbindung zwischen der Taste und dem Ventil der Tonkanzelle ermöglicht im Vergleich zu anderen Bauweisen eine unmittelbare Ansprache der Pfeifen, je nachdem, wie hart und schnell bzw. weich und langsam die Tasten angeschlagen werden.
Die Pfeifengeometrie ermöglicht dem Intonateur, ganz nah an den Klang der historischen Vorbildpfeifen heranzukommen. Die Weitenmensur der Pfeife bezeichnet das Verhältnis vom Durchmesser zur Länge der Pfeife. Die Mensuren sind Abmessungen von Labien, Aufschnitthöhen, Fußöffnungen etc. Windladen und Wellenwerke aus Holz haben eine spezielle Konstruktion. Die Pfeifen bestehen aus Fichten- und Kiefernholz oder aus Zinn.